Riesenhühner

Riesenhühner

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Im Oktober 2009 hatte ich das Privileg, an der Kunst- und Kulturwoche der Behinderteneinrichtung „Lukashaus“ in Grabs in der Schweiz teilzunehmen. Aufgabe war es, innerhalb einer Woche zusammen mit behinderten Menschen ein Kunstwerk zu schaffen, das sich dauerhaft in das ehrgeizige hauseigene Projekt LandschaftsSINNfonie einfügt. Mein Entwurf dazu sah zwei übergroße „Verrückte Hühner“ mit 1,20 m Stockmaß vor, und es herrschte anfangs große Skepsis, ob sich so etwas überhaupt realisieren ließe. Mit einer kleinen gemischten Gruppe aus Behinderten und Betreuern machten wir uns also ans Werk und stellten zunächst einen großen Bodenring aus Styropor her.

Der Ring hatte die Aufgabe, den riesigen Gymnastikball am Wegrollen zu hindern, welcher den Hühnerkörper darstellen sollte. Wir banden ihn also mit Stretchfolie auf dem Ball fest. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt hielten noch alle mich und nicht die Hühner für verrückt.

Aus zerkleinerten Styroporresten stellten wir als Nächstes kleinere rundliche Ballen her, die wir ebenfalls in Stretchfolie einwickelten. Sie sollten Kopf und Schwanz des Huhns darstellen, was man auf diesem Bild vielleicht schon ahnen kann.

Nachdem die Ballen mit Stretchfolie auf den Gymnastikball gebunden waren, brachten wir unser Werk zum geplanten Aufstellort und betrachteten es vor der schweizerischen Bergkulisse. Es sah befremdlich aus.

Das Wetter war uns nicht gewogen. Es war kalt und regnerisch, und so beschlossen wir, das Huhn zum Auftragen der ersten Mörtelschicht wieder in die Werkstatt zu bringen. Obwohl das ein Fehler war, wie sich bald zeigen sollte, waren wir fröhlich bei der Sache und genossen das Matschen im Beton.

Nachdem sich anderen Tags das Wetter etwas gebessert hatte, schlugen wir unsere Baustelle für das zweite Huhn gleich draußen vor Ort auf. Es war zwar sehr kühl und reichlich feucht, aber es ging, und so hatten wir am Ende des zweiten Tages auch den Rohbau von Huhn Nr.2 fertig.

Beflügelt von unserem Tempo und dem allmählich trockeneren Wetter machten wir uns am Morgen des dritten Tages an die Überführung des Huhns Nr.1 von der Werkstatt auf die Baustelle. Leider überlebte Huhn Nr.1 diesen Transport nicht. Wegen der fortgesetzten Kälte noch überhaupt nicht belastbar, zerbrach es nach wenigen Metern unter unseren Händen. Schade um Huhn Nr.1!

Da wir ja schon geübt waren, hatten wir schnell ein neues Huhn beisammen, welches wir nach den Erfahrungen vom Morgen natürlich gleich an Ort und Stelle aufbauten. Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen, erhielt es Schnabel, Kamm und Kehllappen gleich in einem Rutsch aufgebunden, und plötzlich erkannten alle Beteiligten tatsächlich ein Huhn.

Auch für das andere Huhn schnitzte ich aus Styropor noch die gesichtsgebenden Merkmale…

… und befestige sie mit Bauschaum und Stretchfolie am Körper aus Beton.

Auch wenn die Befestigung hier etwas wild aussieht, es ging ja nur darum, das nötige Volumen aufzubauen. Die Festigkeit ergab sich später aus den verschiedenen darüber liegenden Mörtelschichten.

So sehen die beiden Hühner doch schon ganz passabel aus. Ganz außen am linken Huhn erkennt man als dunklen Fleck noch die Öffnung, durch die wir den Gymnastikball wieder herausgeholt haben.

Ab jetzt konnte nach Herzenslust betoniert werden, und es trauten sich auch die Schüchternsten nach vorne.

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